Geschichte der Hautklinik

Hautklinik Göttingen

Die Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten der Universität Göttingen wurde 1917 eingerichtet. Ihr erster Direktor war Prof. Dr. Erhard Riecke (1869-1939). Die Poliklinik und die Frauenstation befanden sich in der ehemaligen Absonderungsbaracke der medizinischen Klinik, während die Männerstation im Untergeschoss der medizinischen Klinik lag. Die Klinik und die Poliklinik wurden von Anfang an sehr gut angenommen; die Stationen waren bald chronisch überbelegt. 1928 wurde nach entsprechenden Umbauten eine neue stationäre Hautklinik in einem ehemaligen Garnisonslazarett, etwa 20 Minuten Fußweg von der Poliklinik entfernt, eröffnet. Dort standen 30 Betten für Männer und 24 Betten für Frauen zur Verfügung. Einer der therapeutischen Schwerpunkte war die Strahlentherapie mit Röntgenstrahlen. Prof. Riecke wurde am 31.03.1935 emeritiert.

Als sein Nachfolger wurde Prof. Dr. Walther Krantz (1891-1970) berufen. Wegen der regelmäßigen Überbelegung der stationären Hautklinik und der hohen Auslastung der Poliklinik genehmigte das Kultusministerium 1938 einen Plan für den Neubau der Hautklinik mit 100 stationären Betten, einer Poliklinik und einem Hörsaal. Zur Realisierung dieses Planes kam es dann aber wegen des Zweiten Weltkrieges nicht mehr. Vielmehr wurde die stationäre Klinik als Reservelazarett beschlagnahmt, so dass nur noch ein Teil der Betten für haut- oder geschlechtskranke Zivil-Patienten zur Verfügung stand. Auch das Personal wurde reduziert. Ein Betrieb der Hautklinik war daher nur sehr eingeschränkt möglich.

Anfang 1946 übernahm Prof. Dr. Horst-Günther Bode (1904-1990), der bereits unter Prof. Dr. Riecke als Assistenzarzt und später als Oberarzt an der Göttinger Hautklinik gearbeitet hatte, die Leitung der Klinik und Poliklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sein wissenschaftliches Interesse galt vornehmlich der Strahlentherapie von Hautkrankheiten, insbesondere von Hauttumoren. Er entwickelte die kurative Bestrahlung von Hautkarzinomen mit schnellen Elektronen. Auf diesem Gebiet war seine Klinik in der 1950er Jahren weltweit führend. In dieser Zeit wurde in der von-Siebold-Straße eine neue Hautklinik gebaut, die zu Pfingsten 1959 eingeweiht und bezogen werden konnte. Das Gebäude wird noch heute von der Universitäts-Hautklinik genutzt; im Laufe der Jahre wurden jedoch bauliche Veränderungen vorgenommen, die den sich ändernden Anforderungen Rechnung tragen. Prof. Dr. Bode leitete die Klinik bis 1972.

1974 wurde Prof. Dr. Hellmut Ippen (1925-1998) auf den Lehrstuhl für Dermatologie und Venerologie berufen. Während er bis zu seiner Emeritierung Ordinarius blieb, wurde die Klinik aufgrund fakultätsinterner Umstrukturierungen später aber offiziell von einem Triumvirat geleitet, nämlich von Prof. Dr. Ippen, Prof. Dr. Bosse und Prof. Dr. Berger. Prof. Dr. Ippen, der auch Diplom-Chemiker war, hatte im Wesentlichen drei große wissenschaftliche Schwerpunkte, nämlich die Porphyrien, lichtbedingte Hautkrankheiten, und die Berufsdermatosen, vor allem beruflich bedingte Kontaktallergien. Prof. Dr. Ippen förderte auch die Einrichtung des 1988 gegründeten Informationsverbundes Dermatologischer Kliniken (IVDK; www.ivdk.org), eines Netzwerkes von Hautkliniken, das sich der Epidemiologie der Kontaktallergie widmet. Prof. Dr. Bosse befasste sich schwerpunktmäßig mit Psychosomatik in der Dermatologie, Prof. Dr. Berger mit der Dermatohistopathologie. Prof. Dr. Ippen wurde 1993 emeritiert; er starb 1998 an den Folgen eines Tumorleidens.

1993 wurde Frau Prof. Dr. Christine Neumann auf den Lehrstuhl für Dermatologie und Venerologie der Universität Göttingen und zur Leiterin der Universitäts-Hautklinik berufen. Unter ihrer Leitung wurden neue Forschungsräume für biologische und radioaktive Forschungstätigkeiten eingerichtet und damit die grundlagenorientierte dermatologische Forschungstätigkeit weiterentwickelt. Ihr wissenschaftlicher Schwerpunkt lag insbesondere bei den atopischen Erkrankungen, vor allem den molekularen und immunologischen Grundlagen der Neurodermitis. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt lag auf dem Gebiet der molekular-genetischen Charakterisierung von primär kutanen Lymphomen. Weitere Forschungsthemen zum malignen Melanom der Haut, Mastzell-Reaktionen, DNA-Reparaturmechanismen und Karzinogenese und Genodermatosen wurden und werden schwerpunktmäßig von Oberärztinnen/Oberärzten sowie Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern der Hautklinik bearbeitet. Schwerpunkte in der klinischen Versorgung lagen bei Patienten mit Psoriasis und Neurodermitis, Patienten, die an Autoimmundermatosen leiden, sowie Patienten mit dermato-onkologischen Erkrankungen, wobei insbesondere die Wächterlymphknotenchirurgie und die Computer-assistierte Muttermalkontrolle zu erwähnen sind. Frau Prof. Dr. Neumann leitete die Klinik bis zu ihrer Emeritierung im Juni 2007.

Prof. Dr. Michael Schön
Prof. Dr. Michael Schön

Seit April 2008 ist Prof. Dr. Michael P. Schön Inhaber des Lehrstuhls für Dermatologie und Venerologie an der Universität Göttingen und Leiter der Universitäts-Hautklinik Göttingen. Unter seiner Leitung sind die Versorgung von Patienten mit Schuppenflechte (Psoriasis), Neurodermitis und anderen chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten, die Diagnostik und Therapie allergischer Erkrankungen sowie die Behandlung von Patienten mit Hauttumoren wichtige klinische Schwerpunkte. Neue Therapien auf diesen Gebieten werden in mehreren klinischen Studien untersucht. Wissenschaftlich stehen die Entzündungs- und die Hautkrebsforschung im Vordergrund. Arbeitsgruppen der Klinik untersuchen beispielsweise DNA-Reparaturmechanismen, Einwanderung von Immunzellen in entzündete Gewebe, Signalübertragung in Immun- und Tumorzellen sowie Wirkungsweisen neuer antientzündlicher und antitumoraler Therapien.

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